Trockenfallen hinter Hahnskalbsand

Am Himmelfahrtstag 2014 unternehmen wir mit fünf Mann, drei Erwachsenen und zwei Kindern, auf der Hoppetosse einen Kurztörn auf der Elbe. Der Plan ist, zuerst mit der Tide ein wenig in Richtung Hamburg zu segeln und dann auf dem Rückweg in die Hahnöfer Nebenelbe einzulaufen. Dort wollen wir ankern oder im  Hafen Neuenschleuse des Altländer Yachtclub übernachten.

So viel Gepäck für eine Übernachtung?

Das Kuriose an solchen Kurzausflügen ist oft die Menge an Gepäck und Verpflegung, die wir mitschleppen. Für ein oder zwei Wochen sähe das nicht viel anders aus. So dauert das Einräumen etwas länger als erwartet, aber als alles gut verstaut ist und die Bilgen voller Getränke, ist es auch erst kurz nach Niedrigwasser Schulau. So segeln wir nach dem Segelsetzen mit 7 Knoten über Grund an der Kreuz an Kraftwerk Wedel, Falkensteiner Ufer und Blankenese vorbei. Kurz hinter Finkenwerder entschließen wir uns auch schon wieder zum Umkehren, da wir jetzt gegen den Strom zurück müssen.

So geht es in die Nebenelbe

Die Einfahrt in die Hahnöfer Nebenelbe kenne ich bisher ehrlich gesagt auch nur aus der Seekarte und so navigieren wir mit Bedacht in das Mühlenberger Loch. Ich stehe oft im Bug und halte nach den Untiefen neben der Fahrrinne Ausschau. Im Nachhinein betrachtet muss ich sagen: Alles gar nicht so wild. Wenn Du Dich an die gut betonnte Rinne hälst und an der Abzweigung vom Este-Fahrwasser nach Westen in die Nebenelbe eher an der grünen Fahrwasserseite orientierst, kann nicht viel schief gehen. Von Norden „wächst“ dort ein Flach leicht ins Fahrwasser hinein. Wir passieren die flachste Stellen drei Stunden vor Hochwasser und loten überall mindestens zwei Meter Wassertiefe. An der Landzuge am Schweinesand „campen“ bereits einige Motorbootfahrer. Wir passieren an Steuerbord den Neßsand und an Backbord das Sperrgebiet Hahnöfer Sand mit seiner Jugendhaftanstalt.

Ein Dinghy wird zur Seilfähre

2014-05-29 19.42.50

Das Wetter ist einladend und einige bereits vor Anker liegende Yachten an der Südseite des Hahnskalbsands gegenüber Neuenschleuse inspirieren uns. Auf 5 Metern Wassertiefe fällt der Anker. Es ist jetzt kurz vor Hochwasser, so dass wir damit eigentlich sicher fahren sollten. Sofort wird das Dinghy klar gemacht. Die Strömung ist noch recht stark, so dass es schon ein kleiner Kraftakt ist mit zwei bis drei Personen und Gepäck an Land zu kommen. Wir legen eine Landleine und nutzen das Schlauchboot ab jetzt als Seilfähre. Schnell sind Grill und Verpflegung an Land in Position gebracht. Wir genießen den Abend mit einem herrlichen Sonnenuntergang. Wir sind nicht allein auf dem Eiland, da die Sände gerade an Feiertagen beliebte Ausflugsziele für Wassersportler sind. Ich weiß nicht genau, ob es erlaubt oder nur geduldet ist, aber auch Zelten scheint dort kein Problem zu sein.

Schweinesand, Neßsand und Hahnskalbsand sind übrigens zusammengewachsen und daher eigentlich nur noch eine Insel. Die drei Namen stammen aus der Zeit als die Eilande noch getrennt waren. Soweit ich weiß sind diese größtenteils durch aufgeschüttete Sände aus Baggerarbeiten in der Elbe künstlich entstanden.

Ankern im Tidengewässer sollte man nicht auf die zu leichte Schulter nehmen

In der Dämmerung des Sonnenuntergangs nehme ich vom Ufer aus eine leicht unnatürliche Neigung unseres Schiffsrumpfes wahr. Wahrscheinlich hätte ich Position und Wassertiefe nach dem nach Hochwasser gekippten Strom noch einmal kontrollieren sollen. So ist die Hoppetosse in flacheres Wasser geschwoit und liegt jetzt auf Schlick. Bis Niedrigwasser sind es noch über zwei Stunden. Für Maßnahmen ist es nun aber zu spät, wir sind nicht mehr manövrierfähig. Als wir gegen Mitternacht schlafen gehen wollen, liegt unser Schiff trockengefallen auf der Seite. So müssen Dennis und ich am Strand schlafen, da auf dem Schiff nur noch die unten liegenden Schlafplätze brauchbar sind. Am Strand unter einer Plane ist es aber auch ziemlich gemütlich, wenn auch vielleicht in den frühen Morgenstunden später etwas kühl.

Als wir Aufwachen, schwimmt die Hoppetosse bereits wieder als wäre nichts gewesen. Nur Sönke und seine Jungs, die an Bord geschlafen haben, sehen etwas von der Schräglage gerädert aus.

Wir lichten den Anker und fahren zum Frühstücken und Klar Schiff machen in den Heimathafen nach Wedel. Den Sand vom Strand werde ich noch Wochen später immer wieder an den unmöglichsten Stellen auf dem Schiff entdecken. Dafür muss ich mir mal eine gute Lösung ausdenken. Denn das soll nicht der letzte Anker- und Strandausflug gewesen sein, auch wenn ich nächstes Mal auf die Effekte von Tide und Schwoikreis auf die Wassertiefe mehr Acht geben werde. Aufrecht ankert es sich einfach angenehmer.

Was hast Du schon für abenteuerliche Geschichten beim Ankern erlebt?

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Stefan

4 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  • Hallo Stefan,
    hinter Hanskalbsand ist ein wirklich schöner Platz zu ankern, aber etwas weiter vom Ufer ist ein Flach. Wir sind dort auch schon bei Tidenwechsel über Grund gerutscht. In der nächsten Nacht haben wir mit 2 Ankern den Schwoikreis begrenzt und konnten näher zum Strand eine ruhige nacht verbringen.
    Gruß Volker
    SY Tasso, Haseldorf

  • Hi Stefan,
    schöner Artikel und schönes Boot.
    Ima und ich ankern auch immer wieder hinter Hans-Kalb-Sand. Im Sommer lieber unter der Woche, wernn nicht soviel los ist. In Neuenschleuse steht ein Müllcontainer, der ausdrücklich auch für die „Insulaner“ bereit steht, was ich für eine tolle Geste halte…

    Letzten Sommer sind wir auch in der Elbe trockengefallen. In der Ostemündung. Ich hatte fälschlicherweise vermutet, dass wir in den Schlick einsinken würden, wo es allerdings unter einer dünnen Schlickschicht nur festen Sand gab… Genau wie die Hoppetosse ist Néfertiti bei steigendem Wasser wieder aufgeschwommen …

    Interessant ist, dass wir trockenstehend gekentert sind. Der Vorgang war so unmerklich langsam, wie in Zeitlupe, dass ich ihn erst bemerkt habe, als ich den Niedergang wieder runter wollte, aber das in der größeren Neigung plötzlich schwierig war… Kein Fallen, kein Knallen, völlig undramatisch.

    Liebe Grüße
    Klaus

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